Der Insider




Allgemeine Revier-Infos

Auf einen Blick Die türkische Küste ist stark gegliedert und hat tiefe Einschnitte mit vielen Buchten. Bleibt man im Schutz der Golfe, ist es wie in einem Binnenrevier (gut für Törns mit Kindern). Will man's sportlicher, verlässt man die Einschnitte und segelt "Hochsee" zwischen der türkischer Küste und den vorgelagerten griechischen Inseln.

Die beliebtesten Reviere sind der Gökova Golf südösötlich von Bodrum und die Buchten rund um Marmaris bis Göcek/Fethiye. Die anschließenden nördlicheren und südlicheren Gebiete sind weniger frequentiert, gewinnen aber an Beliebtheit.

Untiefen/Strömung/Tide Wenige Untiefen, die inzwischen durch Tonnen oder feste Baken gekennzeichnet sind (siehe weiter unten). Strömung in der Ägäis etwa 1/2 Knoten gegen den Uhrzeigersinn die türkische Küste hinauf und auf der griechischen Seite wieder hinunter. Die nördlich laufende Strömung ist der Hauptgrund für die sauberen Gewässer der Türkei (weil es im Süden keine Industrie gibt). Der Saronische Golf südlich von Athen dagegen ist durch den Schmutz von Istanbul und Athen quallenverseucht). Tide mit den Mondphasen gering (10 - 20 cm).

Beste Törnzeiten Im Prinzip von April bis einschließlich Oktober. Im Frühjahr ist die Küste grün und das Meer noch kühl, im Sommer und Herbst ist alles braun, aber das Meer bis in den November hinein warm. Richtig warm ist es von Mitte Juni bis Mitte September. In dieser Zeit weicht man dahin aus, wo der Wind vom Meer auf die Küste weht; dort ist es immer angenehm. Siehe hitzefreie Ankerplätze. Heiß wird es in geschlossenen Revieren wie z.B. Marmaris und Fethiye und weiter südlich, wenn der Wind vom Land mitunter aufgeheizt auf die Buchten herunterweht. Da in den letzten Jahren die sogenannte "Blaue Reise" auf türkischen Holzschiffen zur Hauptferienzeit immer beliebter wurde, sind die Buchten im Fethiye Golf und im Archipel von Kekova im Juli und August oft mit Gulets (und Tagesausflugsschiffen) stark belegt. Es empfiehlt sich entweder diese Zeiten zu meiden oder in nördlichere Reviere (ab Bodrum Richtung Kusadasi) auszuweichen.

Ankergründe oft felsig, oft tief, oft ist viel mehr Kette erforderlich als normalerweise auf einer Charteryacht mitgegeben wird. Empfehlung: ggf. mit Leinen verlängern. Die schulmäßige 3 - 5-fache Wassertiefe ist entschieden zu wenig, da nachts oft harte Fallböen von Land die Yachten ins Treiben bringen. (Siehe Insider-Tipps, Ankern an der türkischen Küste)

Warntonnen auf gefährlichen Riffen Vor einigen Jahren liefen Yachten und Motorboote immer mal wieder auf die wenigen, aber bis dahin unbetonnten Riffe und Untiefen an der Küste auf. Inzwischen haben die zuständigen Behörden alle gefährlichen Stellen gekennzeichnet. Diese sind von Kusadasi nach Fethiye:

Die Untiefe Karakeçi westlich der Einfahrt zur Marina Kusadasi; das Ende der antiken Westmole vor Altinkum; das Ende der antiken Mole in der Einfahrt nach Iassos/Asin Limani; die Untiefe Dikilitas eine Seemeile westlich vor der Hafeneinfahrt Bodrum (beleuchtet); die Klippenbank westlich der Kleopatrainsel; die Klippe Atabol Kayasi am Kap Atabol Burun an der Einfahrt in den Hisarönü Golf (beleuchtet) und die Untiefe Turnali (auch Edmonds Rock) westlich der Insel Yilancik vor dem Sperrgebiet Karaagac zwischen Marmaris und Ekincik. Hafen- und Buchtenhandbücher, in denen diese Untiefen und Riffe noch als nicht markiert beschrieben werden, sollten entsprechend berichtigt werden.

Achtung Murings! In den schönen Buchten locken immer mehr Restaurant-Betreiber ihre Yachtkundschaft mit ausgelegten Murings an."Lasst die Kette im Kasten!" heißt die Botschaft, wenn vor drei miteinander konkurrierenden Restaurants kleine Jungs in Ruderbooten die einlaufende Yacht mit in Signalfarben gestrichenen Ballons, Willkommen-Spruchbändern oder großen Nationaflaggen zum kostenlosen Muring- oder Stegliegen herbeiwinken. Der Besuch im dazugehörigen Restaurant ist nach dem Festmachen in der Regel einkalkuliert. Doch Vorsicht: Oft sind es nur ein paar alte Autoreifen, die mit Betongemisch ausgegossen, auf dem Grund der Bucht als Festmacher liegen. Kommt in der Nacht starker Wind auf, geht die Yacht mit dem Leichtgewicht auf Drift... auch schon mal in die nahen Felsen.

Bevor man sich einer solchen (oft leichtfertig) ausgelegten Restaurant-Muring anvertraut, sollte man entweder tauchend das Grundgeschirr untersuchen und auch die Leinen inspizieren, um vor bösen Überraschungen sicher zu sein. Oder sich vor eigenen Anker legen und damit frei entscheiden können, ob man nicht doch lieber an Bord zu Abend speist.

Küstenwache kontrolliert Yachten Die Besatzungen der grauen Boote der türkischen Küstenwache (Erkennungszeichen: orangefarbener Schrägstreifen am Rumpf und Aufschrift SAHIL GÜVENLIK) kontrollieren ausländische Yachten freundlich, aber bestimmt mit Checklisten in englischer Sprache. Dabei werden nicht nur Schwimmwesten und Lifebelts pro Mitsegler, Rettungsinseln und Rettungskragen am Heck (mit intakten Nachtlampen) auf aktuelle Wartung bzw. Tauglichkeit überprüft, sondern auch Radarreflektor, Ankerball und akustische Signalgeber reklamiert. Skipper, deren Yachten dem Checklist-Standard nicht entsprechen, werden höflich angehalten, ihre Ausrüstung zu ergänzen. Diese Nachricht dürfte insbesondere für Charteryachten wichtig werden, deren Ausrüstungslisten im einen oder anderen Punkt neu geschrieben werden müssen.

Voll drauf! Rabauken gibt es überall. Auch an der türkischen Küste. Segler, die den Kurs von Holzschiffen an der Küste kreuzen, seien gewarnt: einige (wenige) Kapitäne (nicht alle!) dieser schwimmenden Urlaubshotels beherrschen den Gashebel besser als die Vorfahrtsregeln. Viel zu oft preschen sie mit rauchendem Auspuff unter Fullspeed heran, als gäbe es ein Motorbootrennen zu gewinnen. Manchmal nehmen sie auch Segler in die Zange. Wer das Pech hat und kreuzend zwischen zwei auf Gegenkurs "dampfenden" Gulets zu geraten, bleibt nichts anderes übrig, als in den Wind zu schießen und zu warten bis die Rabauken (meist ahnungslos aus ihrem Deckshaus herüberwinkend :-) vorbei sind. Keinesfalls darf der Segler auf sein Vorfahrtsrecht vertrauen. Nach dem Motto: der Stärkere hält durch, wird er im letzten Moment doch noch ausweichen müssen. Rechtzeitig abfallen und Kollisionskurse von vorneherein vermeiden, ist die gefahrlosere (und klügere) Alternative.

Anfang August wäre unsere Yacht von einer Gulet im Kanal zwischen dem Festland und der Kara Ada südlich von Bodrum um ein Haar mitschiffs gerammt worden. Die Gulet (leider Name in der Aufregung nicht registriert) steuerte in eine Bucht ein und drehte bei dieser Gelegenheit immer direkter auf unsere Yacht zu. Der Kapitän des Fahrzeugs war offenbar durch die auf dem Vordeck liegenden Gäste so stark an der Sicht behindert oder abgelenkt, dass er uns ganz eindeutig nicht wahr nahm. Ein Manöver des letzten Augenblicks unsererseits rettete die Situation.

Warum Fäkalientanks? Die türkischen Behörden sind die einzigen im Mittelmeer, die durch strenge Bestimmungen ihre Buchten und Häfen sauber halten. Deshalb müssen Yachten mit Toilettentanks ausgerüstet sein. Da es (noch) keine Absaugstationen gibt, wird empfohlen, die Tanks auf offener See zu lenzen. Würde alles in die Buchten und Häfen gepumpt, wären diese bald überdüngt. Folge: Zerstörung des Lebensraumes für jede Art von Meeresbewohnern nicht nur für Fische. Schwimmen und Tauchen nicht mehr möglich usw.

Wer meint, die Bestimmung sei halbherzig, weil ohne Absaugstationen verordnet, mache folgende Rechnung auf: Beliebte Bucht mit durchschnittlich 6 Yachten pro Nacht, je Yacht 5 Personen, je Person zwei Toilettenbesuche = 60 mal Schiet in die Bucht. Das auf eine Saison hochgerechnet ergibt eine Umweltbelastung von von einigen Kubikmetern.

Aus diesem Grund wurde die berühmte Bucht von Ölü Deniz (wörtlich: Totes Meer) für Yachten gesperrt ... weil dort wegen des hervorragenden Rundumschutzes kein Frischwasser-Austausch stattfindet. Deshalb: 1. Die Toilletten beim Ankern in Buchten auf "Tank" stellen. 2. Niemals die Tanks in Buchten oder Häfen lenzen, sondern nur auf See. 3. In den Häfen nicht die Bordtoiletten benutzen, sondern die Einrichtungen an Land. Wer pumpend im Hafen erwischt wird, muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen...

Das Transitlog nicht vergessen! Das wichtigste Papier für den Törn an der türkischen Küste ist das Transitlog. Es berechtigt Yacht und Crew im Revier zwischen Istanbul und Mersin zu segeln. In diesem unkompliziert gehandhabten Transitpapier sind Daten über das Boot, den Eigner, den Skipper, die Mitsegler und die geplante Törnroute einzutragen und vor Beginn des Törns vom Hafenmeister des Ausgangshafens abstempeln zu lassen. Das Transitlog kostet zur Zeit EUR 30. Sollten während des Törns Änderungen in der Crew oder der Route stattfinden, so sind diese im Transitlog einzutragen und vom Hafenmeister des Hafens, in dem der Wechsel stattfindet, bestätigen zu lassen. Bei Kontrollen durch die Küstenwache oder durch die Hafenbehörden ist das Papier vorzulegen.

In manchen Marinas (wie Netsel in Marmaris), wird das Transitlog nach dem Festmachen vom Personal eingefordert und bei der Abreise (nach Bezahlung der Liegegebühren) wieder ausgehändigt.

Bei Einreisen aus dem Ausland muss das Transitlog außerdem von der Passpolizei, den Zollbehörden und dem Hafenarzt gesehen und gestempelt werden. Bei Ausreise gilt das gleiche Prozedere, nur dass der Hafenarzt nicht konsolidiert werden muss. Bei der Ausreise muss das Transitlog der letzten Einreise aus dem Ausland vorgelegt werden, damit die Behörden prüfen können, dass die 5-Jahresfrist nicht überzogen wurde.