Der Insider


Hafenmanöver für Mutige: Griechisch Einparken
05.08.2014

Wer in der griechischen Ägäis in der Hochsaion unterwegs ist, kann in sehr beliebten Häfen manchmal abenteuerliche Manöver beobachten - oder unfreiwillig selber Teil davon werden. Römisch-katholische Anleger mit Buganker und Heck zum Pier, doch erschwerend kommt hinzu, dass in der zweiten, dritten oder gar vierten Reihe festgemacht wird. Wie jüngst auf Hydra oder im Ionischeen Meer in Phiskardo erlebt.

 
Es gibt einige dieser Häfen, die einfach so beliebt sind, dass sie reichlich Crews anlocken, aber zu wenig Platz bieten. Wer früh genug, also etwa bis Mittag, ankommt, findet einen Platz direkt am Pier. Folgen weitere Crews, kann man teils mit ungläubigem Staunen beobachten, wie diese beginnen, sich zwischen den Bug zweier bereits vertäuter Yachten zu legen: Den Anker einfach ungefähr zwischen (und hoffentlich vor..) den Anker der beiden Boote links und rechts, dann mit dem Heck soweit achtern verholen, bis man die Bugklampen der beiden Yachten als Achterleinen-Fixpunkt nutzen kann. Dazu reichlich Fender, fertig ist die Lücken-Lösung.

Wer schon das für seemännisch fragwürdig hält, kann auf der Insel Hydra oft genug verfolgen, wie so auch noch zwei weitere Reihen davor einparken, Ankersalat am Morgen danach ist vorprogrammiert. In Häfen mit nur drei, vier Metern Wassertiefe mag der am nächsten Morgen lösbar sein, bei grösseren Tiefen wird es schnell zu einem ernsten Problem.

so viel Platz ist selten - meist nur am Vormittag: links Hydra, rechts Phiskardo


Wer partout den Platz im überfüllten Becken sichern will, sollte sich über ein paar Dinge klar sein:

- Stehen nachts Fallwinde in den Hafen, frischt der Wind auf oder kommt Schwell herein, beginnt das ganze Päckchen sich mehr oder minder im Gleichklang zu bewegen. Dabei kann dann rasch der Winddruck einer fremden Yacht zur Last auf der eigenen Heckleine dazu kommen - zumindest, wenn man ganz innen an der Pier liegt.

 
- Es besteht die nicht ganz unerhebliche Gefahr, mit dem Ruderblatt in fremden Ketten hängen zu bleiben, besonders wenn die eigene Yacht eine mit den zur Zeit angesagten doppelten Ruderblättern ist, die weit seitlich am Rumpf liegen. Wenn die Ketten der Nachbarn richtig auf Zug kommen sollten, verlaufen sie nämlich oft dichter unter der Wasseroberfläche als bei wenig Wind, da sie zuvor nicht auf Spannung waren. Kommt es dazu in der Nacht, ist ein Chaos im Monsterpäckchen so sicher wie das Amen in der Kirche. Auslaufen ist so gut wie unmöglich, wenn die man im Zentrum des Riesenpäckchens liegt.

Wer das Wagnis des "griechischen Ankerns" eingeht, sollte sich also tunlichst sicher sein, dass absolut ruhiges Wetter für die Nacht zu erwarten ist. Und  keinerlei Fallböen in dem Hafen zu erwarten  sind. Dann kann man das Risiko vielleicht einmal auf sich nehmen - denn Häfen wie Hydra oder Phiskardo sind einfach so schön, dass man dort einmal im Leben gewesen sein sollte.



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