Der Insider

Von Marmaris nach Göcek
aktualisiert April 2011

Mehr noch als Bodrum ist Marmaris das Zentrum des Yachttourismus an der türkischen Küste. Die Nähe zum griechischen Port of Entry Rhodos, nur knapp 26 sm entfernt, macht Marmaris zu einem bevorzugten Einklarierungshafen für Segler, die aus Westen kommen und entweder nach Nordwesten in Richtung Bodrum oder nach Südosten in Richtung Göcek/Fethiye wollen. Aus dem ehemaligen Fischerdörfchen hat sich Marmaris in den letzten 15 Jahren zu einer Hochburg des Yacht- und Hoteltourismus im Östlichen Mittelmeer entwickelt.

Die kurzen Entfernungen zwischen den einzelnen Ankerplätzen ermutigen auch weniger erfahrene Segler, ein Boot zu chartern. Es gibt ein reiches Angebot an Charteryachten, die an diesem Küstenabschnitt vor allem in Marmaris und Göcek stationiert sind. Hinzu kommt die immer noch wachsende Anzahl von Gulets, die honigfarbenen traditionellen Motorsegler aus Holz, die vor allem mit Besatzung an ausländische Urlaubergruppen für eine sogenannte "Blaue Reise" verchartert werden. Sie sind überall anzutreffen. Die Zeiten, wo ihre Kapitäne die Gäste zu lauten Saufgelagen animierten sind aber rückläufig. Beobachtungen während der letzten Saisons beweisen: Die Schulungen der Mannschaften durch verwantwortungsbewusste Veranstalter und das Bodrumer Schulschiff zeigen Wirkung. Auf den Gulets geht es nicht lärmiger zu als auf mancher Charteryacht.

Die Versorgung an der Küste ist hervorragend.
In Marmaris bekommt man alles. Großsupermärkte wie Tansas und Mirgros bieten einheimische und ausländische Produkte, Yachtläden und Werkstätten Ausrüstung und Ersatzteile aus Europa und USA. Diesel gibt es in allen großen Marinas und Häfen. Wer das Revier erkundet, wird es begrüßen, dass hinter jeder Felsnase eine Taverne ihren "Servis" anbietet, sei es in Form besonderer Backofengerichte, Taxifahrten zu antiken Plätzen, frischem Brot per Boot am frühen Morgen oder auch schon mal eine urige Wildschweinjagd. Das ist angenehm, aber nicht immer billig. Manchmal gerät das Preis-Leistungs-Verhältnis in Schieflage. Diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten, eine große Zahl von Einheimischen lebt inzwischen vom Yachttourismus. Im Verhältnis zu anderen Revieren kommen Diebstähle auf Ankerplätzen kaum, an Kais in größeren Hafenorten dagegen schon mal vor. Wie woanders auch, sollte man keinesfalls abends an Land gehen und das Boot unverschlossen zurücklassen.

Karaagac Limani: Nach wie vor gesperrt!
Auch wenn man gelegentlich andere "Geheimtipps" hört: die erste große Bucht östlich der Marmaris-Bay ist nach wie vor militärisches Sperrgebiet. Yachten machen am besten nicht nur einen Bogen um Insel Yilancik, die der Einfahrt in die Karaagac-Bucht südlich vorgelagert ist, sondern vor allem auch um den gefährlichen Unterwasserfelsen Edmonds Rock (türkisch: Turnali Kayasi), der nur 1,7 m unter der Wasseroberfläche liegt und der Insel Yilancik gut 1,5 sm westlich vorlagert ist. Auf dem Kurs nach Göcek bzw. Fethiye gibt es dann keine weiteren Sperrgebiete.

Nicht zu den Schildkröten!
Seit der Strand von Dalyan zwischen Marmaris und Kalkan unter Naturschutz steht, wollen immer mehr Segelcrews den "Schildkrötenstrand" besuchen. Wenn alle dort vor Anker gingen und über den Strand trampelten, wäre dies nicht im Sinne der Naturschutz-Aktion. Deshalb: Nicht hinfahren und die Schildkröten in Ruhe lassen! Es gibt so viele andere sehenswerte Plätze an der Küste. Es muss ja nicht auch noch der Strand von Dalyan sein!Dalyan Einer, der sich engagiert für das Naturschutzgebiet um den Köycegiz-See einsetzt ist der Deutsche Abenteuerer und Buchautor Kuno S. Steuben, der in Dalyanköy lebt. Der Insider hat ihn vor einiger Zeit besucht und alles aufgeschrieben, was Kuno ihm erzählt. Wer es nachlesen will, wird hier fündig:
Kuno

Auf dem Kurs in den Fethiyegolf bietet sich die

My Marina
in der Ekincik-Bucht der als Zwischenstopp an. Hier fällt der Service angenehm auf: die Mitarbeiter helfen beim Anlegen, auch wenn man nicht am Betonanleger festmachen will und nehmen den Müllsack mit. Der Blick von der Restaurant-Terrasse auf die ankernden Yachten in der weiten Bucht ist wunderschön. Wasser, Elektrik und Duschen sind im kostenlosen Anliegen enthalten, wenn man (im nicht billigen, dafür aber exzellenten) Restaurant zu Abend speist. Panorama:
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Dalyan-River: Ein Muss bei jedem Törn
Die Flussmündung des Dalyan mit der vorgelagerten Insel Delikada, dem Schilfgürtel-Labyrinth hinter der Flussbarre, der Ausgrabung von Kaunos, den lykischen Felsgräbern am Hang über dem Flüsschen und dem Ort Dalyan mit dem Süßwassersee Köycegiz ist sicher einen Tagesstop wert. Man ankert im rechten Teil der Ekincik-Bucht unter dem am Steilhang gelegenen grüngedeckten Restaurant der "My Marina" mit langen Leinen zu den Felsen bzw. Bäumen oder direkt am kurzen Beton-Anleger der Marina. Oder weiter hinten in der Bucht vor dem Dorf Ekincik. Von hier fährt man mit einem der flachgehenden Flussboote der Ekincik Kooperative (ca. € 100 bis 130 je nach Länge der Tour) zur Barre, durch das Schilfdelta zu den Ruinen, dem Süßwassersee und anschließend zum Einkauf oder Fischessen ins Dorf Dalyan. Dabei achte man darauf, nicht unbedingt vom "kaptan" des Flussbootes in "sein" Restaurant abgeschleppt zu werden. Entdeckungen auf eigene Faust sind meist preiswerter! Die Fahrt auf dem Fluss unterhalb der lykischen Felsgräber ist ein unvergessliches Erlebnis. Panorama Kaunos:
klick und das Mündungsdelta des Dalyan Flusses: klick

Piratenschlupf Asin Koyu
Auf halbem Weg zwischen Ekincik und dem Fethiye-Golf ist Asin Koyu oder die "Graue Bucht" ein guter Ankerplatz im Disibilmez Koyu. Bisher ankerte man vor dem Sandstrand der kleinen Taverne, die allerdings im Winter 2008 geschlossen wurde. Seit 2011 gibt es dort ein neues Restaurant, allerdings bisher ohne Stegeanlage und auch leider mit nicht ganz so guten Beurteilungen:
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Ich ankere bevorzugt im linken Teil des fast schwarzen Sandstrandes unter der grauen hohen Wand auf der einen und den roten Felsen mit den hohen Pinien auf der anderen Seite. Achtung vor den Unterwasserfelsen im rechten Teil des Einschnitts. In der Mitte des Strandes liegt ein kräftiger Felsen, an dem man seine Landleine festmachen kann. Die Bucht ist sowohl für Taucher wie für Bergsteiger ein Paradies. Der Blick von der Höhe der besteigbaren grauen Wand ist gigantisch. Vorsicht jedoch beim Abstieg: man kommt im Geröll leicht ins Rutschen. Ankert eine Gulet mit Schonerrigg vor der Wand, sieht es aus als sei man in alte Piratenzeiten zurückversetzt. Panorama:
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Alternative Baba Adasi
Wer sich nicht daran stört, dass ab und zu ein Flugzeug im nahen Dalaman Airport startet oder landet, der kann auch hinter der Insel Baba Adasi Schutz finden, wenn er auf dem Weg nach NW von heftigen Gegenwinden angefallen wird oder wenn die Zeit nicht reicht, um vor Sonnenuntergang noch eine Bucht im Golf von Fethiye anzulaufen. Auf der Nordseite der Insel (dem Strand am Festland gegenüberliegend) gibt es eine Einbuchtung, in der man den Anker auf gut haltendem Grund werfen kann. Eine Landleine nach West zur Felswand oder nach Süd muss ausgebracht werden. Fischer verbringen hier den Tag bis zum Netzauslegen am Abend. Bei ihnen kann man fangfrischen Fisch kaufen.

Fethiye-Golf
Der Golf von Fethiye ist eins der Segelrevier an der Küste: viele Einschnitte, an jeder Ecke versteckte Buchten, zahlreiche Inseln und Inselchen mit brauchbaren Schlupfwinkeln, Bäume bis zum Wasser, kleine Busch-Kneipen am Ufer und nach jeder Kursänderung ein anderes, grünes Landschaftsbild. An klaren Tagen treten die hohen Berge im Hintergrund (im Frühjahr noch mit Schnee bedeckt) deutlicher hervor, dann hat man das Gefühl auf einem Alpensee zu schippern. Der Wind weht meist schräg von achtern in den Golf hinein, so dass man immer traumhafte Kurse segeln kann. Im Juli und August sind die Buchten allerdings stark überlaufen. Nicht nur Gulets ankern überall, tagsüber pflügen auch die mit sonnenhungrigen Hoteltouristen überbelegten Ausflugsboote aus Fethiye durch die blauen Fluten. In so berühmten Buchten wie Tersane oder Kapi liegen dann sechs und mehr dieser Boote gleichzeitig vor Anker und verbreiten Schwimmbad-Atmosphäre. Wer mit Kindern segelt und ein "wellenfreies" Revier sucht, sollte trotzdem den Fethiye-Golf bevorzugen. Wen die Enge stört, der kann in südöstliche oder nordwestliche Richtung ausreißen. Dort gibt es zwar auch wie überall andere Yachten und Gulets, aber keine Ausflugsboote in dieser Menge. Mein Tipp: den Fethiye-Golf für Frühjahrs- oder Herbsttörns bevorzugen. Siehe dazu
Frühlings-Erwachen in der YACHT vom Oktober 2011.
Panoramen vom Fethiyegolf
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Göcek: Angenehme Yachtidylle
Vor kurzem noch ein kleines Dorf am Rande der Tourismus-Entwicklung, hat sich Göcek mit seiner neu angelegten blitzsauberen und begrünten Yachtpier zu einem der attraktivsten Yachtanleger an der türkischen Küste entwickelt. Flughafennähe (Dalaman 22 km) und die Lage im Herzen des Golfes von Fethiye, garantieren Göcek weiteren Zulauf. Der öffentliche Kai, der als "Göcek Marina" von der Gemeinde betrieben wird, ist Basis für viele Charterfirmen, die hier ihre Büros haben und den Crewwechsel organisieren. Wasser und Elektrik sind vorhanden, der Weg zum Supermarkt ist kurz. Inzwischen haben sich auch einige gut sortierte Yachtausrüster etabliert. Weitere Details siehe
Göcek - Antalya.

Ramba-Zamba Ich will hier keine Vorurteile verbreiten und keine Pauschal-Urteile abgeben. Dennoch empfehle ich aus drei Gründen, sich nicht unbedingt zwischen ankernde Gulets zu legen, wenn man sich den Ankerplatz aussuchen kann:

Grund 1: Das Überangebot an "Blaue-Reisen" führt dazu, dass viele dieser Touren extrem preiswert angeboten werden, so preiswert, dass kaum ein Verdienst eingefahren wird. Den Crews der Schiffe bleibt oft nichts anderes übrig, als das Loch in ihren Kassen durch den Ausschank alkoholischer Getränke zu stopfen. Nach dem Abendessen wird dann auf manchen Schiffen arabeske Bauchtanzmusik aufgedreht und Koch und Schiffsjunge (oft in Frauenkleidern und grell geschminkt) beginnen die Fehde mit rotierendem Hüftschwung. Wenn das Licht ausgeht und zuckende Blitze die Deckszene erhellen, fließen Raki und andere harte Getränke. Lautes Singen und auch mitunter Grölen folgen.

Wer das Vergnügen hatte, einmal neben einem solchen "Animations-Schiff" zu ankern, wird oft bis weit nach Mitternacht kein Auge zu tun. Besonders perfekt ist die Animation auf des Club-Dreimasters "Magic-Life". Diesen muss man auf jeden Fall meiden.

Grund 2: Weil sie ihre Gäste nicht Schaukelei und Seekrankheit aussetzen wollen, starten die Kapitäne schon oft zwischen 5 und 6 Uhr morgens ihre Motoren, um vor Einsetzen der Tagesbrise bereits am Tagesziel zu sein. Folge: bevor die Sonne aufgeht dröhnen Motoren, rattern Ankerketten und reißen die Segler auf den nebenan ankernden Yachten aus dem Tiefschlaf.

Grund 3: Gulets ziehen kleine Motorboote an wie Honig die Wespen. Kaum hat eines der mit erlebnishungrigen Touristen vollbepackten Schiffe festgemacht, kommen aus den umliegenden Buchten schnelle Jungs mit Wasserski, Bananenschlepp, Hullygully-Ballons oder "Algida"-Eistruhen angeflitzt und bieten ihre Dienste an. 10 Minuten durch die Bucht für 10 EUR, eine Runde "Magnum" zum dreifachen Preis. Der Lärm, der solche Aktionen begleitet, geht gehörig auf die Nerven. Ganz schlimm wird es, wenn zur Ausrüstung der Schiffe ein Jetbike (Wasser-Motorrad) oder eine Wasserski-Ausrüstung gehören. Dann hilft nur noch eines: Anker auf und weg! Besser ist es, solche Plätze von vorneherein zu meiden.

Andererseits muss angemerkt werden, dass keinesfalls alle Gulets so sind. In den letzten Jahren hat sich viel verbessert. Das Bodrumer Schulschiff, mit dem Kapitäne und Mannschaften ausgebildet werden, zeigt Wirkung. Es gibt immer auch die Anderen. Die ungefragt helfen, wenn einer Yacht der Anker verhakt oder eine Leine klemmt. Auch wird schon mal das Dingi geschickt, um beim Ausbringen der Landleine zur Hand zu gehen. Mein schönstes Erlebnis: Auf unserem Boot hatten sich zwei 14jährige gehörig den Darm verdorben. 40° Fieber am Abend und keine Hilfe in Sicht. Wir ruderten die Bucht ab auf der Suche nach einem Arzt und fanden auf einer Gulet zwei türkische Krankenschwestern, die sofort mit einem Kasten voll lauwarmer CocaCola-Flaschen und 10 Salzstangenpäckchen anrückten. "Cola trinken, Salzstangen essen und abwarten!", ist ihre Heilsbotschaft. Und tatsächlich, am nächsten Morgen war das Fieber weg und die Mädels lachten wieder. Deshalb keine Pauschalurteile. Es gibt solche... und solche. Unter den Seglern übrigens auch ;-)

"Busch-Kneipen" Wer in einer der Buchten rund um Fethiye vor Anker geht oder sich an die Muring vor einer "Busch-Kneipe" legt, um dort den Abend bei trockenem Weißwein und gegrilltem Fisch zu verbringen, handle vor der Bestellung die Preise aus. Insbesondere bei Fisch wird hinterher oft über den hohen Rechnungsbetrag lamentiert. Fisch ist rar und deshalb teuer, klar! Deshalb unbedingt vor der Bestellung fragen, wieviel das Kilo oder das Stück kostet. Es soll auch schon vorgekommen sein, dass der bestellte (und ausgehandelte) Fisch hinterher nicht auf dem Teller lag, sondern ein kleinerer oder weniger wertvoller. Es soll Crews geben, die ihre Fische vor dem Grillen fotografieren, um den Wirt zu ehrlichem Verhalten zu zwingen. Im Zweifelsfall hilft der Verweis auf die "Turistpolis", bei der man sich beschweren werde. Das hilft manchmal. Besser ist, vorher klare Absprachen treffen.