Der Insider

Good News: Jörg Schär weiß Positives zu berichten

Wer in den einschlägigen Revierforen stöbert, stößt immer wieder auf kritische Berichte - auch über das schönste Revier im Mittelmeer, die türkische Küste. Es ist wie so oft: das Negative hat Konjunktur, über die schönen Erlebnisse berichtet kaum jemand. Geschrieben wird viel lieber nach dem Motto: Kritik haut rein und wird gelesen - wer was Positives schreibt, der findet nicht statt. Offenbar fällt es leichter, sich über Dinge aufzuregen als sich über was Schönes zu freuen.

Hier deshalb ein positiver Bericht über unser Lieblingsrevier. Geschrieben hat ihn Skipper Schär aus Basel, Mail schaer.joerg@bluewin.ch

Ich war letztes Jahr das erste mal in der Türkei segeln (für dieses Jahr ist schon der zweite Törn gebucht). Ich fiel aus allen Wolken: so viel Gastfreundschaft habe ich weder in Frankreich, den Balearen, Korsika/Sardinien noch in Italien erlebt.

Als Beispiel möge Hassan in Üçagiz gelten: Benzin für Aussenborder geschenkt, 60 lt Diesel organisiert und mit Boot geliefert und in den Tank gefällt, jeden Morgen frisches Brot gratis und Müllentsorgung immer pünktlich um 08.00 Uhr etc.

Vermutlich nicht ganz nach dem Gesetz hat uns Hassan seinen Bus für eine Fahrt nach Myra überlassen: Kosten 20 Euro inkl. Diesel.

Oder in Myra: Privatparkplatz bei einem Getränkestand unter den Bäumen (das Fahrzeug blieb schön kühl); wer trinkt da nicht gerne eine Cola für 3 Euro, der Nutzen ist ja beiderseitig.

Ein Wort zu den Guletkapitänen: ich habe wenig Gutes über diese Herren gelesen, war aber sehr überrascht, dass es auch sehr freundliche und auch hilfsbereite Gulet-Kapitäne gibt.

Kurz zusammengefasst: Ich hatte in der Türkei kein einziges unerfreuliches Zusammentreffen mit Türken. Genervt dagegen haben mich dagegen allesamt Mitteleuropäer oder unsere lieben Freunde von der anderen Seite des Ärmelkanals.

Ein Erlebnis möchte ich in Stichworten schildern:

Freitagabend auf dem Steg der Charteryachten: Boote laufen ein, mehr oder weniger gekonnt, Basispersonal hilft, um das Schlimmste zu verhindern... oder fährt mit dem Schlauchboot zu den einlaufenden Yachten um einen Mann überzusetzen, der die Yacht dann unbeschadet an den Steg manövriert. Dann geht das Basispersonal an Bord, um alles zu prüfen, was auf einigen Booten damit lautstarkem Protest quittiert wird, weil dies und das nicht o.k. gewesen sei.

Nächster Morgen: Auf den "Schreihals-Yachten" Frühstück in der Plicht, das Reinigungspersonal steht auf dem Steg und wartet - es ist bereits 08.30, der Rückgabetermin war um 08.00 (besenrein). Um 09.00 stehen die Herrschaften endlich auf, packen ihre Klamotten zusammen - das Geschirr, die Abfälle etc. alles bleibt liegen - und begeben sich gelassen von Bord, ohne die Putzfrauen und das Basispersonal auch nur eines Blickes zu würdigen. Sorry, fast hätte ich's vergessen: die nehmen doch tatsächlich auch noch die restlichen Getränke mit!

Wie sollen so die Yachten um 16.00 sauber und technisch in Ordnung für die neuen Gäste bereit stehen? Und was mich noch mehr genervt hat: Wie kann man derart unhöflich sein, ein Schiff in diesem Zustand zu hinterlassen?

Ich kann die Türkei jedem uneingeschränkt empfehlen und wenn man nicht auf allzu viele Touristen trifft, wird der Urlaub sicherlich zu einem Erlebnis. Ergänzend sei vielleicht noch angemerkt: Sehenswertes haben wir auf Schritt und Tritt gefunden, fast an jedem Ankerplatz und bei jedem Dorf - wenn man sich für Geschichte interessiert.

Einen einzigen Kritikpunkt habe ich: die Wetterinformation. Wenn man wie wir kaum in Häfen anlegt, sondern die Stille der vielen Buchten genießen will, hat man das Problem einen Wetterbericht zu bekommen. Es wäre schön, wenn auf einem VHF-Kanal ein Bericht in englischer Sprache verlesen würde; das wäre für die touristische Entwicklung im Segelsportbereich sicherlich hilfreich.

Jörg Schär