Der Insider
Abseitsrevier für Entdecker: Türkische Schwarzmeer-Küste II
von Frank Heutgens


Aufgeschrieben nach einer Autotour an der türkischen Schwarzmeerküste. Gemacht haben die Reise Frank Heutgens und seine Frau Almut, um herauszufinden, ob die Küste ein lohnenswertes Ziel für einen Schwarzmeertörn sein könnte. Ihre Autoroute führte von Itanbul bis an die russische (georgische) Grenze.

Franks Eindrücke:
Wenn überhaupt, dann sollte man diese Küste mit dem Auto erkunden, nicht mit dem Boot. Es gibt praktisch keine Buchten und die Häfen bzw. die sogenannten Häfen bieten mitunter wenig Schutz. Außerdem liegen sie oft weitab vom Ort, Versorgung also schwierig bzw. unmöglich. Istanbul dagegen ist ein unbedingtes MUSS!

Die Landschaft wird von West nach Ost immer schöner. Wer Istanbul schon kennt und wenig Zeit hat, kann sich den Westteil eigentlich sparen und in Trabzon beginnen. Denn die Highlights liegen nicht unbedingt an der Küste, sondern im Hinterland. Die Leute sind nett, hilfreich und gastfreundlich.

Es ist sehr "ursprünglich", anders als heutzutage an der Mittelmeerküste. Das hat Vorteile, aber für uns haben die Nachteile überwogen. Z.B. ist es mit dem Einkaufen längst nicht so komfortabel wie am Mittelmeer. Es gibt von West nach Ost immer weniger alkoholische Getränke zu kaufen. In den Restaurants gibt es oft weder Wein noch Bier und wenn, dann teuer. Teilweise wird für ein Efes-Bier 0,5 l 8 YTL und mehr verlangt. In Marmaris zahlt man nur 3,5 oder 4, max. 5 YTL.

Überall ist es schmutzig und zugemüllt. Landgewinnung wird mittels Müll-ins-Meer-schütten betrieben. Später wird Beton draufgeschüttet und eine Straße und Häuser draufgebaut. Man kann sich vorstellen, wie das während der Bauphase aussieht.

Wenn die Einheimischen dort an der Küste Urlaub machen, wird es voll und absolut teuer. Man bezahlt für fast immer schlechte Hotels sehr viel Geld. Das Essen gefiel uns eigentlich besser als am MM, zumindest was die Auswahl der Gerichte betrifft. Die Qualität allerdings war mitunter haarsträubend.

Das Brot ist besser als am MM, es erinnert an deutsches Graubrot!

Durch jegliches Fehlen von westlichem Tourismus, fehlt halt auch alles, an das man sich am MM mitlerweile so gewöhnt hat. Man kann das gut oder schlecht finden...

Das Meerwasser ist z.T. stark verschmutzt.

Die Großstädte sind laut, schmutzig und unschön. Kaum etwas, was einem schmeichelt oder was ein Foto wert wäre. Istanbul ist natürlich völlig anders. Es wird kaum noch englisch gesprochen im Osten. Manchmal aber deutsch. Das sind dann die türkischen Fremdarbeiter aus Deutschland, die dort Urlaub machen oder heimgekehrt sind.

Verglichen mit manchen anderen türkischen Regionen ist das Niveau recht einfach.

Wirklich toll ist die Landschaft im Osten, z.B. im Kaçkar-Gebirge. Es gibt schöne Bergalmen, gewaltige Bergmassive, fotogene Aussichten. Allerdings regnet es hier viel, auch im Sommer. In der Vor- und Nachsaison regnet es noch wesentlich mehr. Im Sommer ist es an der Küste nicht unbedingt kühler als in der Ägäis. Anders sieht das aus, wenn man ins Hinterland fährt, ins Gebirge, Yaylas genannt. Da wird es dann immer mehr wie in der Schweiz. Schließlich findet man sich auf einer Alm, im Hintergrund der Großglockner oder das Matterhorn (manchmal noch schneebedeckt).

Das Preisniveau ist hoch, teilweise höher als an der MM-Küste, obwohl man oft anderes hört. Wir hatten den Eindruck, dass zwar das Essen preiswerter war, aber alles andere nicht.

Für ein wirklich schlechtes Hotel an der Küste zahlt man durchaus 120 - 160 YTL für's Doppelzimmer. Gute Hotrels sind selten. Selbst 5-Sterne Hotels in Samsun haben nur den Standard eines deutschen 3-Sterne Hotels. Sauberkeit ist KEIN Kriterium für die Vergabe von Sternen! Mitunter sind die Sterne nicht vergeben worden, sondern nur vom Hotelbesitzer mit dem Pinsel auf die Fassade gemalt worden. WIRKLICH! Es gab aber auch Ausnahmen, so beispielsweise in der einmaligen Stadt Safranbolu (UNESCO-Weltkulturerbe). Da blieb uns ein tolles Holzhaus in Erinnerung, das zum Hotel umgebaut worden war. Es war sauber, gemütlich und preiswert mit guter Küche. Sowas gibt's auch in Istanbul.

Fazit:
Wir müssen dort nicht mehr hin, mit dem Boot erst recht nicht. Wenn wir in die Berge möchten, dann ziehen wir z. B. Österreich vor.
Wer aber ursprüngliche Türkei erleben möchte mit allen Vor- und Nachteilen, der sollte sich durch meine subjektive Schilderung wirklich nicht abhalten lassen.