Der Insider
Yacht-Diebstahl von Schlepper-Banden in Gümsülük
23.09.2014

Fotos von: klick

Aus der Bucht Gümüslük an der Westküste der Bodrum-Halbinsel wurde eine Yacht von türkischen Schlepper-Banden gestohlen, um Flüchtlinge nach Griechenland zu schleusen. Einen Tag später verschwand eine weitere Yacht. Beide Schiffe wurden von der Küstenwache beim Versuch des Menschenschmuggels erwischt. Für die Eigner beginnt damit viel Ärger...

"Insider“-Leser und Yachteigner Claus beschreibt, was anschließend geschah: „Mein Boot wurde aus dem Wasser gekrant, in einem Lager in Bodrum unfachmännisch schräg abgelegt und die Staatsanwaltschaft hat es beschlagnahmt. Kosten: Rechtsanwalt, beschädigter Aufbau, Kran-Einsatz, Schleppwagen an Land, Vollmacht beim türkischen Konsulat. Und nicht in Sicht, wann wir das Boot wieder zurück bekommen!“

Tatsächlich sind solche Fälle nichts Neues an der türkisch-griechischen Grenze, so erklärte es die Firma Marine Claims Service (MCS) aus Hamburg, auf Nachfrage des Insiders. "Pro Jahr kommen uns so etwa um die 10 Fälle zu Ohren, in denen Yachten gestohlen werden und zum Menschenschmuggel benutzt werden“, so Geschäftsführer Peter Siegfried. Die Hamburger fahnden für Versicherer nach gestohlenen Schiffen. Er bestätigt, dass in der Türkei für den Eigner schnell hohe Kosten auflaufen können: „In der Türkei werden die Kosten für Bergung und Sicherung der beschlagnahmten Yacht dem Eigner auferlegt, in den meisten EU-Ländern übernimmt solche Kosten in der Regel der Staat.“ Da die Betreiber von Marinas, die solche Schiffe kranen und verwahren für die Yachten haftbar sind, lassen sie sich diesen Service teuer bezahlen, oft mit dem zwei- bis dreifachen normaler Marina-Lager Preise.

Was passiert anschließend mit dem Schiff? Darauf weiß Dr. Yusuf Civelekoglu, der solche Fälle schon mit seiner Firma Marine-Solutions in Bodrum betreut hat, eine Antwort: „Die Staatsanwaltschaft prüft zunächst, ob der Eigner in die Geschichte verstrickt sein könnte. Bei Yachten, die in Charter laufen kann das schon einmal etwas länger dauern. Hat der Basisleiter etwa eine Kaution in Bar akzeptiert oder nicht ausreichend Personal-Dokumente und Führerscheine von dem Kunden verlangt, kann es Ärger geben und entsprechend länger dauern.“

Das der Diebstahl solcher Yachten zunimmt, kann er aber nicht bestätigen. Auch bei MCS ist keine verstärkte Schleppertätigeit bekannt. Aber: „Die Diebe haben sich früher auf Segelyachten konzentriert, seit kurzem werden nun allerdings auch Motoryachten gestohlen.“ Meist werden die Schiffe für ein paar Fahrten benutzt, sind sie dann zur Fahndung ausgeschrieben, werden sie oft einfach in einer Ankerbucht oder einem Hafen zurück gelassen.

Bleibt die Frage, wie man sich sinnvoll vor solchem Diebstahl schützen kann. Es ist kein Geheimnis, dass viele Yachten nur schlecht gegen Einbruch und Diebstahl geschützt sind. Einige Motorhersteller und Werften bieten für neuere Yachten Wegfahrsperren an, ganz ähnlich wie beim Auto, so MCS. Das sei beim Neukauf einer Yacht natürlich eine Überlegung wert.

Empfehlenswert kann auch ein verstecktes GPS-Tracking-Gerät sein, das im Boot montiert wird. Verlässt es einen zuvor eingestellten Bereich (Geo-Fencing), schlägt es Alarm. Die Systeme gibt es ab etwa 250 Euro. Wichtig sei, dass die Geräte möglichst nicht nur über Handy-Signale die Position melden, denn die Diebe haben mittlerweile Ortungsgeräte für solche versteckten GSM-Sender.


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