Der Insider
Was wird aus Kayaköy?
29.05.2015




Die Geisterstadt etwa zwei Kilometer nördlich der Coldwater Bay ist heute ein einmaliger, stummer Zeitzeuge. Die Wanderung dorthin gehört zu den schönsten und eigenwilligsten Ausflügen, die man im Revier machen kann. Nun will die Regierung das Dorf an Betreiber verpachten, auch um sie touristisch zu erschließen..

Die verlassene Stadt in den Bergen war einst von Griechen bewohnt, die nach dem Vertrag von Lausanne, der den türkisch-griechischen Krieg (1919-1922) beendete, das Land verlassen mussten. Mehr als 1,2 Millionen Griechen und 500.000 Türken mussten damals die noch ethnisch bunt durchmischten Grenzgebiete verlassen. Teils kam es dabei auch zu Gräueltaten. Zurück blieb eine intakte Stadt, die über die Jahrzehnte langsam verfiel. Die Ruinen der Natursteinhäuser sind eine bessere Ermahnung für eine friedliche Völkerverständigung, als es jedes in Auftrag gegebene Mahnmal je sein könnte..

Seit vielen Jahren ist die Stadt ein beliebtes Ziel von Besuchern und es hat sich eine kleine Kolonie von Künstlern und Freigeistern in der Nähe angesiedelt. Über das Jahr finden eine ganze Reihe von kulturellen Events in Kayaköy statt, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Berühmt wurde der Platz auch literarisch, weil der britische Autor Louis de Bernières einen erfolgreichen Roman über das Leben in dem Dorf schrieb („Traum aus Stein und Federn“). Er kam schon mehrfach für Lesungen nach Kayaköy.

Doch nun will das türkische Tourismus-Ministerium Kayaköy „renovieren“ lassen. Zu diesem Zweck wurde im Oktober eine Auktion angekündigt, bei der interessierte Firmen für eine 49jährige Konzession zum Betreiben des Areals bieten sollten. Zwei Firmen bekundeten Interesse und sollen Angebote abgegeben haben, gerüchteweise in der Höhe von an die 30 Millionen Lira.

Im Gegenzug sollen die Firmen die Häuser wieder herstellen, und zwar in dem Stil und Erscheinungsbild der Zeit, in der sein gebaut wurden. Auch wird ihnen auf einem Drittel der Fläche eine touristische Nutzung eingeräumt. Zunächst war auch von einem 300-Betten-Hotel unmittelbar in der Nähe die Rede, doch diese Pläne stießen auf viel Widerstand.


Mittlerweile hat sich im Internet und vor Ort eine Gruppe von Gegenern zusammen getan, die versucht die Vergabe zu stoppen. Die Webseite findet sich hier: klick

Ihr Besuch lohnt allein schon wegen der schönen Fotos der Stadt.
Im April sollte eigentlich das Ergebnis des Bieter-Wettbewerbs veröffentlicht werden, doch bislang ist vom Ministerium nichts veröffentlicht worden.


Wer die Ruine noch sehen will, bevor sie vielleicht unrettbar verloren ist, kann die schöne Wanderung dorthin am besten von der Cold Water Bay südlich von Fethiye angehen. Wir hatten vor einiger Zeit den genauen Weg hier beschrieben.



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