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Der Insider
Es ist wieder soweit: Großes Kamelringen allerorten
Januar 2010



Kamelkämpfe sind Volksfeste. Anders als in Spanien, wo der Stier am Ende getötet wird, sind Kamelkämpfe unblutig. Es geht nicht darum, die Tiere zu verletzen - der Kampf ist mehr ein sportlicherWettstreit. Maulkörbe verhindern, dass gebissen wird. Damit die Kamelherren überhaupt mitmachen, müssen Kameldamen anwesend sein, die die Machos in Kampfeslust versetzen.

Januar bis März ist die Brunftzeit der "Wüstenladys", das macht die Kämpfe überhaupt erst möglich. Weil es nie richtig kalt wird, findet das Vergnügen immer im Freien statt. Mugla und Aydin sind die beliebtesten Kampf-Regionen; Selcuk gilt als Hochburg und schwebt dann in einem ausgelassenen, karnevalsartigen Taumel. Die Kämpfe finden in den Ruinen des bis auf den letzten Platz besetzten antiken Theaters von Ephesus statt. Auch in den Kleinstädten und Dörfern der Provinzen Izmir, Aydin und Denizli, aber auch in Kumluca bei Antalya, in Burdur und Isparta, und in der Marmararegion (Balikesir und Çanakkale) gibt es Kamelkampf-Festivals. Mit der Kamelparade, die einen Tag vor den eigentlichen Kämpfen stattfindet, beginnen die fröhlichen Festivitäten.
Mit Kelims und Bändern bunt geschmückt, werden die Tiere mit Musik durch die Straßen geführt.

Für den ordentlichen Ablauf der Kämpfe sorgen das Organisationskomitee und der Schiedsrichterrat, bestehend aus einem Schiedsrichter, einem Richter in der Mitte des Kampfplatzes und einem Richter am Tisch. Wichtig sind außerdem die Seiler und Maulbinder, die den Kampfkamelen die Maulkörbe anlegen, sowie deren Kontrolleure.

Zwei Kamele werden aufeinander los gelassen, zur Anfeuerung wird eine Kamelstute vorbei geführt. Die Zuschauer trommeln und pfeifen, Raki und Musik lassen die Stimmung steigen. Es wird gefeiert und getanzt, lokale Musikergruppen treten auf, während die zwei schnaubenden und bellenden Hengste ihre Kräfte messen. Sieger ist, wer mit der Hebelkraft des Halses, durch Schubsen oder Beinstellen den Gegner zu Boden zwingt, in die Flucht schlägt oder zum Aufgabegeschrei bringt.
Wichtig für die Zuschauer ist, dass Spaß und sportliche Idee im Vordergrund stehen.


Zum Kampf treten "Tülü" genannte männliche Kamele an, die aus der Paarung mit einhöckrigen, "Yoz" genannten weiblichen und zweihöckrigen, "Buhur" genannten, männlichen Kamelen entstehen. Diese Kamele sind Kämpfernaturen, die nur für den Kampf gehalten werden. Auch ihre Vorfahren waren Kämpfer. Kämpferkamele werden mit Sorgfalt gezüchtet und auf den Kampf vorbereitet.


Wer ein Kampfkamel hält, hat hohe Kosten. Obwohl das ausdauernde Tier kaum noch als Transportmittel genutzt wird, muss es ein Jahr gehegt und gepflegt werden - es gilt deshalb als Statussymbol. Großes Ansehen genießt der Besitzer des Kamels, das sich als Sieger durchgekämpft hat.


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