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Der Insider
- Sirince lockt mit fruchtigen Weinen
Ein deutscher Winzer hat das Dorf entdeckt und investiert mit seinem Know How
25.04.2012

Das ist eine der schattigen Dorfstraßen, in denen man gemütlich sitzen und den besonderen Sirince Fruchtwein probieren kann

Sirince ist ein ehemals griechisches Dorf bei Selcuk, nur 8 km östlich von Ephesus. Noch im 19. Jahrhundert lebten die Einwohner weitgehend abgeschieden ausschließlich vom Feigen- und Weinanbau. In frühen Quellen heisst der Ort "das alte Ephesus", vermutlich deshalb, weil die Einwohner von Ephesus im Sommer vor der Mückenplage in der Mäanderebene ins kühlere Hügelland flüchteten. Der spätere türkische Name Çirkince bedeutet soviel wie "ein wenig hässlich", von den Dorfbewohnern vermutlich deshalb gewählt, um sich dem Zugriff umliegender Feudalherren zu entziehen. Spätere Reisende fanden das Dorf aber überhaupt nicht hässlich, im Gegenteil, sie fanden es wunderschön, was zur Umbenennung in Sirince (Niedliche) führte.

Die roten Walmdächer der meist zweigeschossigen Häuser, die engen Gassen, die gepflasterten Steige und die Kultur des Weinanbaus erinnern an die ehemals griechischen Bewohner. Die Kirche "St. Johannes", die in den letzten Jahren mit Hilfe des Museums von Selcuk restauriert wurde, steht etwas oberhalb des Dorfes und kann besichtigt werden. Eine zweite Kirche ist aufgrund ihrer ehemaligen Holzkonstruktion kaum noch zu erkennen.


1923 wurde im Friedensertrag von Lausanne der Austausch der Bevölkerung zwischen Griechenland und der Türkei beschlossen. Die griechischen Bevölkerung zog vom türkischen Festland zu den Inseln der Ägäis, die Türken von den Inseln zurück ans Festland. Auch die Bewohner von Sirince mussten ihr Dorf verlassen, während die Osmanen aus der Gegend von Thessaloniki hier angesiedelt wurden. Panorama: klick

Heute steht das Dorf unter Denkmalschutz und die Einwohner, fast ausschließlich Enkel der ehemals umgesiedelten Türken, leben vom Tourismus - vor allem von den Kreuzfahrschiffen, die im 28 km entfernten Kusadasi anlegen und ihre Touristen mit Bussen nach Ephesus und anschließend nach Sirince bringen. Oliven, Olivenöl, Fruchtsirup, Tarhana, frisch gepflücktes Obst, Kräuter aus der Umgebung, hausgemachter Ziegenkäse, Handarbeiten und vor allem der hier angebaute Sirince-(Obst)Wein werden in den engen Gassen angeboten.

Im späten Herbst und bis Anfang März ist das Dorf eine Idylle und man kann in den alten Häusern in traditionellen Zimmern übernachten. Während der Saison aber wird der Ort arg strapaziert und in den den Sommermonaten dermaßen überrannt, dass in den Restaurants kaum noch Platz zu finden ist. Der Slogan "Sirince, das nette Weindorf" stimmt nur, wenn die Saison vorbei ist.

Den in Sirince gekelterten Wein, dessen Anbau und Herstellung aus griechischer Zeit übernommen wurden, kann man überall probieren; er ist süß und fruchtig. Der deutsche Winzer Helmut Krauss hat die besondere Lage der Gegend erkannt und baut hier türkischen Wein mit deutschen Know How an. Mehr: klick


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