CockpitTalk
Elkes Wintergeschichte 3 - Besuch in der Marmaris Yacht Marina
von Elke Le Grand Bleu


Marmaris Yacht Marina am Isthmus der Yildiz Halbinsel

Die Spannung stieg, als wir die grosse Marmaris Bucht anliefen, denn wir waren noch nie in der grossen "Yacht Marina" gewesen, die wir nun einmal ausprobiern wollten. Sicherlich waren wir sehr verwöhnt von der modernen, chicen Milta Marina mitten in Bodrum. Uns war klar, dass es jede andere Marina schwer haben würde, diesem Vergleich standzuhalten.

Hinter dem östlichen Einfahrtsfeuer bogen wir nach steuerbord ab, und steuerten zwischen dem kleinen Felsen und der Yildiz Halbinsel hindurch. Die Passage war ausreichend breit und tief. Nun konnten wir schon die Yacht Marina unschwer erkennen, soooo viele Masten waren da auf einem Fleckchen versammelt. Uff, das ist ja wirklich eine Riesenmarina! Rostige Tonnen wiesen uns den Weg zur Einfahrt. Kurz vorher fragten wir per VHF, ob sie Platz für uns hätten. Problem yok, ein Pilotboot sollte uns den Weg zum Liegeplatz zeigen. So lagen wir kurze Zeit standby vor der Einfahrt.

Schon kam ein oranges Dingi herangeschossen. Die zwei Marineros lotsten uns zu den Stegen. Wir parkten ein, gaben die Heckleinen hinüber und fischten die Mooring, die uns vom Steg aus angegeben wurde, mit dem Bootshaken auf. Mann, war das ein Ding! So dick, dass ich sie kaum hoch bekam. Ein Marinero hüpfte an Deck und half, die Riesenleine um die vordere Steuerbordklampe zu belegen. Wir bedankten uns für die Hilfe. Ein breites Lächeln belohnte uns- wie überall in der Türkei wurden auch hier Höflichkeit und Freundlichkeit honoriert.

Das sah sehr vertrauenerweckend aus, wie wir nun innen am Bravo Steg lagen. Dicht bei uns stand ein Versorgungskasten für unsere Landstromleitung und den Wasserschlauch. Die Aussicht auf die Lichter von Marmaris am gegenüberliegenden Buchtende war grandios. Hier am Südostende der Bucht war es herrlich ruhig. Zufrieden verschwanden wir unter Deck.

Am nächsten Morgen nahmen wir auf dem Weg zum Einchecken die Marina in Augenschein. Es lagen viele Schiffe an den Stegen, doch noch viel mehr waren an Land aufgepallt. Überall Segler, Gulets, Motorboote, Kuriositäten jeder Art. Eine Bootsausstellung konnte nicht vielfältiger sein. Wir tappten noch ein bisschen orientierungslos herum, doch nach kurzer Zeit kamen wir zum Zentrum mit den Workshops, dem Supermarkt, dem Ship Shop und dem Marina Office. Letzteres enterten wir mit unseren Papieren und waren sofort angetan von der freundlichen Atmosphäre. Nettes Personal, liebevoll gestaltete Räume, Postfächer, Internet-Zugang und sogar Drucker für den Eigenbedarf. Das Einchecken ging schnell über die Bühne, und das Portemonnaie ächzte nicht so schlimm wie vorher. Für 45 Fuss wurden wir EUR 20 pro Tag (plus noch abzurechnendem Strom und Wasser) los. Ausserdem holten wir uns ein Angebot für einen Monat, ein Jahr und Liften ein. Bei längerem Liegen wäre es noch deutlich preiswerter geworden (für einen Monat um die EUR 150 - dafür liegt man in Bodrum gerade mal drei Tage). Doch wir wollten ja noch weiter nach Süden.


Günstiger Winterstellplatz: hier steht der größte Travellift im Östlichen Mittelmeer (330 t)

Als nächste Station guckten wir in den Ship Shop rein, der sich als gross und gut sortiert herausstellte. Natürlich mussten wir gleich ein paar Kleinigkeiten mitnehmen, genauso wie aus dem Supermarkt. Der war auch gross und wirklich gut sortiert (mit Ausnahme von Fleisch), aber relativ teuer. Na ja, die essentials würden wir bekommen. Auf dem Rückweg stecken wir noch die Nase in die Sanitäranlagen, die modern und sauber aussahen. Nachmittags erfreute uns eine heiße Dusche mit ungewohnt viiiiiel Wasserdruck. Das war Hochgenuss, den wir lange nicht mehr hatten. Am Abend warfen wir den PC an, und siehe da, das Internet funktionierte sofort und ohne jede Schwierigkeit, relativ schnell und ohne weitere Kosten. So soll's ja auch sein. Wie setzten gleich ein paar Emails ab und skypten mit unseren Eltern. Auch der zweite Eindruck war positiv.

 
Am nächsten Morgen sollte es ins Zentrum gehen. Gar nicht schwierig, denn die Dolmus Haltestelle liegt direkt gegenüber dem Marina Eingang. Taxis hätte es auch gegeben, aber wir wollten ja mit dem Bus fahren. Die Verbindung war trotz Winter prima. Er fährt meist im Halbstundentakt, nur mittags stündlich. Der letzte Dolmus fährt spät genug für einen Restaurantbesuch im Zentrum zurück. Das Ticket war preiswert: 2 YTL pro Person für eine fast halbstündige Fahrt von 8 km.

Angekommen im Herzen der Stadt guckten wir uns erstmal um. Die Strandpromenade bot eine gute Orientierung im Chaos der verwinkelten Gassen. Den riesigen Tansas Supermarkt fanden wir direkt neben der Dolmus Haltestelle. Viele Geschäfte aller Couleur waren im Zentrum versammelt, darunter auffällig viele Apotheken und Banken. Einige Ship Shops gab es im Viertel vor der Netsel Marina. Im überdachten Bazar waren die meisten Geschäfte geöffnet, entsprechend trubelig ging es zu.

Nachdem wir die Nasen in jeden Winkel der Burg gesteckt hatten, schlenderten wir noch durch das Basarviertel. Was uns nicht gefiel waren die großen und hässlichen Häuser und Hotels, und die "Anmache" im Restaurant- und Barviertel. Das waren wir aus Bodrum nicht so gewohnt. Wir flüchteten an die Wasserfront und schlenderten die Promenade entlang bis zur Abfahrt unseres Busses.


Marmaris Zentrum von der Burg aus gesehen

Zurück in der Yacht Marina testeten wir das Marina Restaurant. Das Interieur versprühte in beige-braun den Charme der 60er Jahre, auf den Stühlen versanken wir so tief, dass wir uns wohl oder übel auf die harte Vorderkante setzen mussten. Soviel zu den Nachteilen. Der Blick in die offene Küche zeigte weissgekleidete Köche an blitzender Edelstahlausstattung, was sehr professionell wirkte. Die freundlichen, teils sogar lustigen Kellner nahmen unsere Bestellung auf und brachten als kleines Extra ein Schälchen Oliven und Fladenbrot. Wir hatten uns auf ein mediterranes Mahl eingestellt, so liessen wir uns Caprese und Carpaccio auf der Zunge zergehen, gefolgt von Fettuchine Frutti di Mare und Sis Kebap. Die Speisen waren sehr gut, ansprechend serviert und die Portionen reichlich. Dafür war die Rechnung im Rahmen. Alles in allem ein gutes Restaurant, das man empfehlen kann. Später erfuhren wir, dass Segler mittags und abends auch in der Personalkantine willkommen sind; dort gebe es gute Mahlzeiten für schmale Geldbeutel.

Am nächsten Morgen saßen wir in der Rezeption, um mit dem Drucker ein Flugticket auszudrucken. Das klappte reibungslos. Als wir nach der im Prospekt erwähnten Wäscherei fragten, wurden wir enttäuscht: die war nur in der Saison geöffnet. Dies und die fehlenden Transportkarren für Gepäck und Einkäufe waren die einzigen kleinen Mankos, die wir entdeckt haben. Letzteres wurde allerdings durch das Angebot des Supermarktes einer "free delivery" fast wieder wettgemacht.

W
echselhaftes Wetter hielt uns länger fest, als wir geplant hatten. Einen sonnigen, warmen Tag nutzten wir zu einem Spaziergang über die Yildiz Halbinsel. Der Weg war auf den ersten Metern nicht sehr einladend, führte aber schnell in den Wald, der nach dem vielen Regen herrlich duftete. Viel Grün umgab uns, sogar Blüten und Pilze entdeckten wir, an jeder Pfadgabelung standen Bienenkörbe. Den berühmten Honig aus Marmaris haben wir diesmal nicht probiert, das steht fürs nächste Mal auf der Agenda. Wunderschöne Ausblicke über die Marmaris Bucht entschädigten uns fußkranke Segler für die schweißtreibende Mühe des Aufstiegs.

Leider hielt sich das gute Wetter nicht lange, eine Front mit Gewittern, sintflutartigem Regen und Hagel entlud sich über uns. Wir machten alle Luken dicht und vertrieben uns die Zeit mit Internetsurfen, Mails verschicken, Radio hören und lesen. Die Heizung wärmte uns von außen und der Grog von innen. Als das Wetter sich ausgetobt hatte, checkten wir aus und zogen weiter. Eines Tages werden wir sicher wieder einmal in die Marmaris Yacht Marina zurückkommen.

aquarius
Mitte Dezember 2007