Im Namen der Winde: die türkischen Windnamen 13.7.2011
Der bekanntest Wind an der türkischen Küste ist der Meltem, den die Griechen Meltemi nennen. Einige Lexika behaupten der Name komme aus dem Türkischen. Ich denke jedoch er kommt aus dem Seemannskauderwelsch des Mittelmeeres: Seefahrer aus allen Ecken des mare nostrum verballhornten den ursprünglich beltempo genannten Wind, der bei schönstem Sommerwind am stärksten weht, erst zu beltem, dann zu meltem und schließlich zu meltemi.
Woher der Name auch kommt, eins ist klar: der Wind des schönen Wetters weht aus Norden. Sein Ursprung liegt in der Nordägäis, wo Luftmassen aus dem Hochkeil über dem Balkan sich mit dem Hitzetief über dem anatolischen Festland zusammen tun und gemeinsam in das Monsuntief über dem persischen Golf hinein marschieren - um es aufzufüllen und die Druckbalance ins Lot zu bringen.
Die typische Meltemi-Situation liest sich so: HIGH PRESSURES 1025 HPA ARE COVERING NORTHEAST BALKANS AND LOW PRESSURES 1009 HPA SOUTHEAST TURKEY
So weit so gut. Das Kuriose ist nun aber, dass die Türken diesen Wind gar nicht Meltem nennen, sondern Karayel, Yildiz bzw. Poyraz, je nach dem aus welcher Richtung er aufgrund der Landsituation weht - siehe Karte nebenan und Windrose oben.
Ähnlich weht der Meltemi im nördlichen und mittleren Teil der Ägäis aus Norden, im Osten bei den Inseln des Dodekanes und um Rhodos aus Nordwest und im Westteil bei Euböa und in den Saronischen Golf aus Nordosten. In die großen türkischen Golfe von Güllük, Gökova und auch Fethiye dagegen weht er aus West.
Typisches Erkennungszeichen für heranziehenden Meltemi bzw. Poyraz ist fehlendes Morgentau auf dem Deck, nach nächtelangen Phasen mit Morgentau und feuchtem Deck.
Ein zweites Kuriosum ist, dass wir ausländischen Segler den gefährlichen Winterwind aus Südosten Lodos nennen, der Name meint aber bei den einheimischen Seeleuten den Sturmwind aus Südwest, der Südost heißt Kesisleme. Mag sein, dass diese Fehlbenennung damit zusammen hängt, dass der Lodos immer als leichter Südostwind beginnt, sich dann langsam steigert bis er nach einem Höhepunkt - der bis zu 10 Beaufort stark sein kann - unmittelbar auf Südwest umspringt und dann noch mal orgastisch zulegt. Das Gefährliche am Lodos ist diese plötzliche Richtungsänderung nach Südwesten. Wer sich zum Beispiel gegen einen aufziehenden Südost in die tiefste Ecke von Bitez bei Bodrum versteckt hat, kann in der Endphase des Lodos sein blaues Wunder erleben. Dann faucht der nun echte Lodos mit Sturmgewalt aus Südwest in die Bucht hinein. Jeden Winter kann man dort das Ergebnis seiner Wut in Form zahlreicher gestrandeter Boote beobachten.
Siehe auch Windnamen in verschiedenen Sprachen bei yachtworks: klick