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Der Bericht über den Sturm in der Sarsala Bucht als Anlass für Gedanken zu Wind, Stürmen und lokalen Ablenkungen von Jörg Graff, 26.12.2013 Hier in Hamburg hatten wir in diesem Herbst schon heftige Stürme, in Böen bis 10 bft. Auf der Nordsee ging es bis 12 bft zur Sache. Keine gute Zeit, um dort zu segeln (tue ich auch nicht!), aber ein Anlass für mich, mich mit den Winden und deren Vorhersagen in der Ägäis zu befassen. Dass es in türkischen Buchten teilweise ein sehr lokales Wetter gibt, habe ich schon öfters erlebt. Da hatte ich schon (es war vor vielen Jahren tief drin im Gökkova Golf) erlebt, dass kleine Gewitterzellen sich in einer Bucht austobten, während in der Nachbarbucht 3 Meilen entfernt die Sonne schien, und das jeden Nachmittag gegen 5 Uhr. Manchmal kriegte ich das Gewitter ab, mal konnte ich es genüsslich von meiner sonnigen Bucht aus beobachten. Diese lokalen Phänomene sind natürlich in den amtlichen Vorhersagen nicht zu berücksichtigen, sie sind in der Regel auch nicht schlimm, nach 20 Minuten ist der Spuk vorbei, die Sonne kommt wieder raus, und eine Stunde später ist alles wieder trocken. Bei Starkwinden, die sich aus Großwetterlagen entwickeln, ist die Vorhersage natürlich eher möglich. Was die Crew in der Sarsala-Bucht im Fethiye-Golf erlebt hat, war wohl eine typische Gewitterfront, die eine Art Walze vor sich herschiebt. Diese Walze bewirkt, dass zunächst heftige Böen aus der Richtung genau entgegen die Marschrichtung der Front einfallen (kann durchaus 10-15 Minuten dauern, meist aber weniger). Danach kommt das eigentliche Gewitter mit Wind aus der "richtigen" Seite, und der echt starke Regen beginnt auch erst dann. Und manchmal, wenn auch selten, gibt's diese Walze im Doppelpack. Sowas habe ich bisher nur zweimal erlebt, die "normale" Gewitterwalze allerding schon unzählige Male. Ich denke, sowas mit der Hauptmarschrichtung der Front von West nach Ost hat die Crew in Sarsala erlebt. Ein anderes Thema ist die lokale Ablenkung durch Berge und Kaps. Die gibt es auch auf den griechischen Inseln. Besonders eindrucksvoll ist die Düse zwischen (den hohen westlichen Teil von) Samos und Ikaria. In der Fournistraße bläst es prinzipiell immer 1-2 Bft heftiger als in der Umgebung. Auch der Windschatten großer Inseln ist beachtlich, so kriegen die "kleinen Kykladen" südlich von Naxos deutlich weniger Meltemi ab als die anderen Inseln in der Gegend. Ich finde, als Thema ist, was die lokalen Ablenkungen angeht, nur schwer zu fassen. Da würde ich mich auf den von mir sehr oft erfolgreich angewandten Tipp beschränken, bei angekündigtem Starkwind möglichst einen Platz aufsuchen, wo man aus allen Richtungen geschützt liegt. Gerne würde ich mich an einer Austauschplattform für die Erfahrungen, die auch andere Segler mit den verschiedenen Vorhersagediensten gemacht haben, beteiligen. Wenn man mit Nachbarn am Steg spricht, bekommt man die unterschiedlichsten Aussagen darüber, welcher Vorhersagedienst der allerallerbeste sei. Ich destilliere mir immer aus den verschiedensten Quellen eine eigene Vorhersage, mit der ich bislang gut gefahren bin. Dazu ist es natürlich nötig, dass man viele solcher Quellen kennt, und dass man im entscheidenden Moment auch Zugriff darauf hat. Meine Erfahrungen mit den verschiedenen Quellen finden Sie hier: klick
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