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Insider-Routen-Törntipp: Bodrum-Gökova
Revier zum Entspannen Heute geht es in den Gökova Golf. Man kann aus diesem Einwochen-Törn, frei nach Ayse's Devise "keyif = Zeit lassen und genießen", einen erlebnisreichen Zweiwochen-Törn machen. Achtung: Festmachen an Bäumen ist seit 2009 verboten!
Die erste Keyif-Regel lautet: Rattert nicht gleich los! Genießt stattdessen, dass Ihr gut angekommen seid. "Wer den inneren Motor nicht abstellt, sondern kaum da, schon wieder weg will, verliert nicht nur seine Seele, sondern gewinnt auch keinen Einblick in andere Seelen, zum Beispiel in die türkische, die noch mit einem reichen Zeitmass schwingt", sagt Ayse. Bummelt erst mal gut gelaunt durch Bodrum, z. B. rund um den Hafen. Schaut den Fischverkäufern zu. Dann setzt Euch zu einem baklava, einem kleinen süssen Kalorienbömbchen, das sehr gut mit einem türkischen Kaffee schmeckt, unter die Hafen-Palmen. Bleibt so lange sitzen wie Ihr könnt und übt keyif. Wenn Ihr es eine Stunde oder länger aushaltet, habt Ihr Euch qualifiziert für die Orakadasi-Nordbucht. Ihr segelt von der Bodrumer Milta Marina (früher Karada Marina, noch früher Turban Marina) südostwärts durch den Kanal zwischen der Insel Karaada rechts und den zahlreichen Bodrumer Schiffswerften links. Achtung vor den Kaps; haltet Euch in der Mitte des breiten Fahrwassers.
Nächster Ankerplatz ist die Alakisla-Bucht. Unbedingt die markierte Untiefe westlich der kleinen Insel Yildiz Adalari beachten und in ausreichendem Abstand umrunden. Im NW-Eck der Bucht, da wo der Kiesstrand in eine felsige "Wand" übergeht, auf der byzantinische Häuserruinen stehen, schneidet ein schmaler Einschnitt nach Westen ein, der gerade mal einer Yacht Platz bietet. Hier legt ihr den Anker nach Osten aus und macht mit zwei Landleinen überkreuz an den Felsen am Ufer der Minibucht fest. Man kann auch vor dem offenen Strand frei ankern oder eine Landleine zu einem der Felsen am Ufer ausbringen. Bei freiem Ankern genügend Abstand halten, für den Fall, dass der Wind nachts dreht. Bei Süd- bzw. Südostwind ist die Alakisla-Bucht gefährlich und muss verlassen werden. Ein geheimnisvoller Platz, vor allem nachts. Östlich hinter dem Kiesstrand eine verfallene byzantinische Kirche.
Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Yachties von Ibrahims Sšhnen mit dem Tuckerboot abgeholt und zum Pistolentanz (nicht mehr immer) und Wasserpfeiferauchen in den Restaurantgarten gebracht (ab Mai bis Ende September). Es gibt Fisch oder Hühnchen aus dem gemauerten Ofen. Einfach, aber gut. Meist geht die Stimmung hoch. Vor allem wenn Ibrahim sich in seine alte osmanische Soldatenuniform schmeisst, zur Dorfmusik tanzt, mit Platzpatronen in die Luft schiesst und der jüngste Sohn ein gackerndes Huhn vom Dach des Hauses auf die Gesellschaft herunterflattern lässt. Zum Frühstück bringt Ibrahim auf Wunsch frisches Brot und Melonen zur Yacht. Wem der Platz zu turbulent ist, der ankert gleich westlich nebenan in der Bucht Kargili. Entweder frei vor dem Strand mit genügend Abstand oder mit einer langen Leine zu einem der Olivenbäume am Strand. Wenn frei geankert wird, den Drehkreis berücksichtigen, der Wind kann auf Süd drehen! Man hört nichts anderes als Zykadenlärm und den Schrei des Esels zwischen den Olivenbäumen. Achtung: Nicht nackt baden! Die unsichtbar zwischen Johannisbrot- und Mandelbäumen arbeitenden Dorfbewohner könnten Anstoss nehmen; wir sind in einem islamischen Land. Dies gilt überall da, wo nicht absolute Einsamkeit ist. Ein beschaulicher Platz war bis vor wenigen Jahren die Kleopatra-Insel, in der Seekarte Sehir adalari, im hinteren Teil des Golfes. Den Korallensand hat angeblich Mark Anton der Königin von Ägypten als Hochzeitsgeschenk vor die Füße gekippt. Die ehemals geheimnisumwitterte Insel ist längst entzaubert. Der Strand wurde von "cleveren" Tourismus-Managern entdeckt und vermarktet. Stündlich laufen Ausflugsboote vom nahen Ufer zur Insel. In der Mitte der Hauptinsel rattert ein Diesel, um in der Getränkebar Cola und Bier zu kühlen. Wer trotzdem den sagenumwobenen Sand vom Roten Meer durch seine Finger gleiten lassen will, kommt am besten vormittags gegen neun, ankert auf 5 bis 6 m in der Bucht, pullt an Land und segelt, wenn der Hauptansturm beginnt, wieder davon. Nachts gilt Ankerverbot. Wichtig: Keinen Sand mitnehmen, auch keine antiken Mosaiksteine, Scherben, Amphorenteile o. ä. Nirgendwo in der Türkei! Die Gefängnisse sind keine Hotels. Siehe dazu dies: klick Die Einfahrt erfolgt von Westen durch den südlich gelegenen Zufahrtskanal zwischen der Insel und dem Festland. Man fährt dann hinter der Insel nach Nord und steuert dann nach West in die Bucht hinein. Die Ausfahrt am besten unter Motor über den gleichen Kurs. Westlich der Hauptinsel liegt eine gefährlich Untiefe mit einer Markierungsboje.
Der zweite Steg ist eine Sommer-Marina; Betreuung nicht mehr durch die Setur Marina Gruppe, sondern seit Sommer 2010 in privater Hand. Wasser, Elektrik, Duschen, Restaurant, Supermarkt. Ein nirgendwo verzeichneter Geheimtipp ist die Felsnase östlich von Zeytinli Adalari, der Oliveninsel in der Einfahrt von Degirmen Bükü (Windmühlenbucht), ein paar Meilen westlich von Karacasögüt. Hier kann nur eine Yacht liegen und wenn man Glück hat, ist der Platz frei. Sehr viel Kette stecken, der Grund ist tief. Zwei Leinen (am besten überkreuz) müssen zu den Felsen am Ufer ausgebracht werden. Das Wetter muss stabil sein; kein Lodos (Südostwind bei Tiefdrucklage) darf im Anmarsch sein. Wer an diesem Platz nicht zum keyif kommt, ist für die orientalische Lebensweise hoffnungslos verloren. Hugh! Wenn das Wetter nicht ganz so astrein ist, segelt man tiefer in die Degirmen Bükü hinein, bis zur Untiefe mit der darauf sitzenden Meerjungfrau (Mahnmal vom türkischen Weltumsegler Sadun Boro, der mit dieser Kunstfigur auf den Schutz des Gökova Golfes aufmerksam machen will). Hinter dieser kleinen Untiefe schneidet ein baumumstandener Einschnitt nach Osten. Hier kann man entweder auf der linken Seite mit Leinen an den Felsen festmachen (viel Anker, genügend Abstand vom Ufer!) oder rechts an einem der Stege, wenn man dort zu Abend essen will. Ein brauchbarer Wetterbericht war früher der von Radio Athen, morgens um 6:30 Uhr auf 729 Mhz in griechischer und englischer Sprache. Er wurde auf 6:05 vorverlegt und nur noch in griechischer Sprache sehr schnell verlesen. Die Deutsche Welle sendet leider nicht mehr den wichtigen Seewettericht für das Mittelmeer. Dagegen helfen die Wettervorhersagen im Internet: klick Einen weiteren "stillen" Ankerplatz auf dem Weg nach West aus dem Golf heraus, findet man hinter Tuzla Koyu, am Koyun Burun, östlich hinter dem Kap, am Ostufer der Leuchtfeuerhalbinsel. Hier ankern vor allem türkische Gulet-Kapitäne. Achtung: Westlich des Kaps muss auf die Klippen etwa 800 Meter WSW des Kaps geachtet werden. Es gibt drei Möglichkeiten festzumachen: 1. Im schmalen Nordwest-Einschnitt unterhalb der an einer Stange wehenden türkischen Flagge (Leine zu den Felsen am Steilhang und nach Norden zu einem dicken Stein). Viel Kette! 2. Im Westeinschnitt: Anker mit viel Kette nach Osten legen und Leinen überkreuz nach Westen. 3. Im Südeinschnitt: Leinen nach Osten an die Felsen. Von den Fischern, die diesen Platz ebenfalls anlaufen, kann man auf den Zuruf "Balik var mi?" frischen Fisch kaufen (sofern nicht Vollmond ist). Yedi Adalari, die sieben Inseln, sind mit ihren vier Ankermöglichkeiten der nächste Keyif-Platz. Genaue Beschreibung in den Handbüchern. Achtung: Vor dem Riff vor dem Kap vor der Leuchtfeuerinsel Koyun Burun (siehe oben). Die Einfahrt zu den Yedi Adalari ist nicht durch alle Inselpassagen möglich. Genau nach den Anweisungen der Handbücher vorgehen. Dort sind auch die besten Ankerplätze beschrieben. Mein liebster Ankerplatz ist der südlichste vor dem flachen Huk und dem Strand, gleich rechts von der Südeinfahrt. Achtung auf Wassertiefe und Abstand vom Ufer. Hier kann man frei ankern und hat einen wunderbares Rundum-Panorama. An der Südküste des Golfes, im Bördübet Limani ist ein Einschnitt für nächtelanges keyif geeignet: die sogenannte Stiefelbucht oder Büyük Çati, 36°47,5'N 28°00,9'E. Bei der Ansteuerung muss man die kleine Insel mit den vorgelagerten Riffen östlich umrunden. Je nach Wind sucht man sich "seinen" Felsen zum Festmachen nach Bedarf aus. Achtung: weiter drin wird es schnell flach. Immer mit Landleine ankern, da sonst bei Winddrehung kein ausreichender Schwojkreis besteht. Tagsüber kommen manchmal Ausflugsboote und zerreissen für Stunden den Frieden.
Von Knidos segelt man meist hoch am Wind zurück nach Bodrum. Achtung: Bei Starkwind ist das Gegenankreuzen nahezu unmöglich, weil Wind gegen Strom steht, da baut sich eine unangenehme, steile See auf. Notfalls sollte man lieber umkehren und warten, bis das Wetter besser wird. Deshalb nicht am vorletzten Tag nach Knidos segeln! Man muss unbedingt einen Reservetag "Luft" haben. Das Flugzeug wartet nicht! Und mit Gewalt lässt sich die Strecke kaum bezwingen. Das ist ganz und gar gegen die heilige Ruhe des keyif. |
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