Der Insider
Erneut Aufregung und Widersprüche zur BlueCard-Regulierung
5.01.2011

In den Monaten vor Saisonbeginn des letzten Jahres wurde heiß über das von der Regionalregierung in Mugla geplante restriktive BlueCard-System in der Testregion Golf von Fethiye diskutiert. Klugerweise blieben dann Yachten unbehelligt und das System wurde nur für Tagesausflugsboote und Gulets eingeführt. Jetzt, zu Beginn der neuen Saison 2011, kommt das Thema wieder auf die Kartentische, ausgelöst durch die Broschüre "Göcek Gulf and Göcek-Dalaman Bays Conservation and Use Principles".

Die Broschüre ist in Türkisch und Englisch erschienen. Doch die mangelhafte Übersetzung ins Englische hat viele ausländische Yachteigner verwirrt. Die Botschaft scheint zu sein, dass man auch Yachten für die Umweltprobleme an der türkischen Küste mit verantwortlich macht und sie deshalb ebenfalls Einschränkungen und Kontrollen unterwerfen will. Insbesondere für die westliche Seite des Fethiyegolfes sind strenge Schutzregeln erlassen worden.

Die Broschüre zählt auf, was ab 2011 gelten soll, unabhängig von der Größe der "Boote" und deren Beitrag zum Problem:

- In bestimmten Buchten gilt Ankerverbot bzw. Begrenzung der Boote, die an Bojen oder anderen Anlegestellen festmachen dürfen

- Boote sollen nur noch maximal 3 Tage in einer Bucht liegen dürfen.

- Die Höchstliegedauer für ein Boot im gesamten Golfgebiet soll auf 11 Tage begrenzt werden.

- Nur noch insgesamt 1.112 Boote sollen - außerhalb der Marinas - in den Buchten des Golfes ankern dürfen.

- Die Geschwindigkeit wird auf maximal 6 Knoten beschränkt.

- Abfall muss an den beiden Abfallsammelstellen an der Westseite des Golfes in der Kille Bucht und in der Sarsala Bucht abgegeben werden.

-
Yachten ohne Schmutzwassertanks dürfen nicht mehr in Buchten übernachten. (Gemeint sind offenbar sowohl Schwarz- als auch Grauwassertanks. Genaues ist aber nicht definiert. Für die Entsorgung sollen Gebühren erhoben werden.)

- Kochen und Grillen an Deck ist verboten

- Laute Musik ist verboten.

- In besonderen Buchten ist Tauchen verboten.
Das Hochtauchen von archäologischen Souvenirs kann zur Beschlagnahme der Yacht führen.

- Die notwendigen Dokumente und/oder Chipkarten zur Kontrolle der Abfallabgabe und der Tankentleerung sind immer mit an Bord zu führen. (In der Broschüre ist allerdings nicht festgelegt, um wleche Dokumente es sich dabei handelt).


Klick auf die Karte, um die gesamte Schutzregion im Golf zu zeigen

Erklärungen zur Broschüre einschließlich der Koordinaten der verbotenen bzw. eingeschränkten Buchten findet man auf der EPASA Website.

Schade, dass die Broschüre so große Verwirrung anrichtet, viele Einzelheiten sind nicht eindeutig und auch nicht verständlich. Völlig unklar ist wie die Vorschriften angewandt werden sollen. Ausländische Yachteigner haben Verständnis für Umweltregeln. Sie reklamieren jedoch, dass erst einmal die Zusammenhänge zwischen Segelsportaktivitäten und der Meeeresverschmutzung untersucht werden müssten. Die von sogenannten Kläranlagen ins Meer eingeleiteten Hausabwasser (zwar biologisch gereinigt, aber eben immer noch determiniertes Brackwasser) seien in viel größerem Umfang am Umkippen der Gewässer beteiltigt. Außerdem auch die riesigen Tankverkappungen der großen Gulets und vor allem Tagesausflugsboote.

Die Zeitung Hürriyet berichtet am 27.12.2010 zum Thema: klick.
Im Artikel wird ein Segler zitiert, der vor allem die Motoryachten und den Villenneubau im Nordteil des Golfes um Göcek als Belastung ankreidet: In diesem Gebiet sind inzwischen viel zu viele große Motoryachten unterwegs, die in einer Stunde 200-300 Liter Diesel verbrauchen, was etwa 1 Liter unverbranntes Öl zur Folge hat, der ins Meer geht. Diese Öle bilden eine Emulsion, die die Meersoberfläche extrem belasten, was ein wesentlicher Faktor der Verschmutzungen ist. Segelyachten, die meist unter Segeln unterwegs sind und im Vergleich minimalst motoren, sind daran in keiner Weise beteiltigt, stellt er fest.

Wir sind gespannt wie die Behörden den erneuten Vorstoß realisieren wollen. Erst wenn sich die Marinas leeren wird man umdenken und segelyachtfreundliche Konzepte überlegen: klick


So kann es aussehen, wenn nichts geschieht: klick


Umwelt