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Der Insider
Diesel-Algen im Tank
"Insider"-Leser Urs Murbach von der "Sailfish" berichtet von der Lösung eines verschmutzten Tanks
14.11.2015


Der Tank der "Sailfish" nach dem Offnen mit der Flex. Die Ablagerungen sind offensichtlich

In Deutschland und auch an der Adria ist das ganze seit einigen Jahren ein zunehmendes Problem: Da dem Diesel neben seinen Erdöl-Bestandteilen auch solche aus pflanzlichen Ölen zugesetzt werden, ist er empfindlicher gegen Bakterienbildung geworden. Grundsätzlich sind in jedem Diesel bereits Mikroben enthalten, doch leben können sie nur in der schmalen Grenzschicht, die sich zwischen dem Diesel und darin enthaltenen Wasser-Bestandteilen bildet. Wasser kommt vor allem durch Kondensation am Tankinneren, ungünstig angebrachte Entlüftungen oder das Waschen des Bootes über den Einfüllstutzen zustande. Schon 0.01 Prozent Wasseranteil im Sprit reichen aus, damit die Mikroben wachsen.

Nach EU-Verordnung wird seit einigen Jahren Diesel ein Bio-Anteil von 7 Prozent zugemischt. In der Türkei wird dies laut Auskunft eines Gutachters auch so gemacht, obwohl das Land ja nicht zur EU gehört. Offensichtlich wird das Problem meist, wenn man nach plötzlichem Absterben des Motor den Filter reinigt. Finden sich in ihm zähe, schwarze oder braune Rückstände, ist dass ein starkes Indiz für Diesel-Algen. Glücklich ist dann der Eigner, der ein großes Inspektionsluk im Tank hat.

Schützen kann man sich praktisch nur vor dem Problem mit kostspieligen Zusätzen, die in den Diesel gegeben werden und auf dem Markt erhältlich sind. Sie töten die Baketerien ab, lösen aber nicht das Problem, wenn schon eine stärkere Verunreinigung vorlag, denn die abgestorbene Biomasse verbleibt im Tank. Wer Probleme mit seiner Maschine hat, kann versuchen, über vorhandene Inspektionsluken oder aber den Geber-Zugang den Tank zu kontrollieren. Fachbetriebe in Deutschland bieten auch teilweise Kontrollen mit Endoskopen an – bislang sind mir aber keine Betriebe in der Türkei bekannt, die dies anbieten.


„Insider“ Leser Urs von der „Sailfish“ hat das ganze durchexerziert. Hier sein Erfahrungsbericht:

Zunächst dachten wir in Thassos schlechten Diesel erwischt zu haben. Aber die Vorgeschichte war damals auch viel Seegang und dadurch aufmischen der Verunreinigungen. Die Filter waren beide Male NICHT verstopft, aber die Einspritzpumpe wahrscheinlich durch Asphaltene (?) verklebt. Beide Male lief die Maschine bis zum Ankerplatz, respektive Hafen. Ich denke die Hitze während des Fahrens hat die schwarze Schmiere flüssig gehalten. Nach der Abkühlung blockierte dann die Einspritzpumpe völlig und die Antriebswelle der Einspritzpumpe wurde beim erneuten Anlassversuch im Juni glatt abgeschert. Das war ein sehr hässliches Geräusch!


Der Tank der "Sailfish" mit dem nachgerüsteten, großen Inspektionsluk



Nachdem klar war, dass der Tank gereinigt werden muss, hat der Mechaniker Yilmaz der Firma Yakomoz die Einspritzpumpe ausgebaut und ZUSAMMEN mit den Einspritzdüsen reparieren und justieren lassen. Wichtig, dass beides aufeinander abgestimmt wird. Wir flogen über die heissest e Zeit nach Hause. Da zeichnete ich 2 Flansche und Deckel für die Inspektionsöffnung aus 6 mm Inox. Das wurde in Izmir mit Laser geschnitten und anschliessend von Hand Gewinde in den mittleren Flansch geschnitten.



Technische Tipps zur Ausführung der Abdichtung

Im September waren wir zurück in Kusadasi.
Was ich nicht bedachte, waren die 3 Schwallbleche im Tank. Von Amel Mediterranée erhielt ich ein PDF mit der Tankzeichnung von 1977. Mit der einen Öffnung hatten wir nur Zugang zu 2 von 4 Abteilungen. Nachdem der Diesel ausgepumpt und in einem Fass auf dem Quai deponiert war, füllten wir den Tank mit Wasser, um beim auftrennen mit der Flex keine Explosion durch Funkenwurf zu verursachen. Als wir endlich ins Innere sahen, war sofort klar, dass es eine zweite Öffnung brauchte; der Tank war dermassen verdreckt und die Schwallbleche verhinderten den Zugang zu den hinteren Abteilen. Also erneut die Flansche in Auftrag geben und 1 Woche warten.

Da nun alles für die erneute Befüllung des Tankes vorbereitet war, begannen wir den Diesel durch 2 Filter zu lassen, erst 10 mikron, dann 5 mikron, erst einmal in eine 5 Liter Trinkwasserflasche. Die Farbe wollte mir einfach nicht gefallen und so liess ich den Chef von Yakamoz kommen, um seine Meinung zu hören. Er roch kurz daran und forderte mich auf das Gleiche zu tun. Es stank fast wie ein Fäkalientank. Der Diesel war völlig verdorben. 250 Liter Diesel waren zu entsorgen! Wir ließen uns zur Tankstelle schleppen, um da 400 Liter frischen Treibstoff zu bunkern. Zurück am Platz spülte Yilmaz auch die Leitung vom Tank zum Racorfilter mit dem frischen Diesel entlüftete und die Maschine lief wieder. Bei der Probefahrt zeigte sich der Lohn der Arbeit. Mit 1600 rpm lief SAILFISH 6 Knoten. Mit 2000 rpm gar 7 Knoten. Seit 1995 besitze ich das Boot, aber so gut lief es noch nie unter Maschine.
Kosten der ganzen Übung ca. EUR 2300.

Noch ein Hinweis: In der YACHT 14/2010 hat mein Kollege Hauke Schmidt einen ausführlichen Artikel zum Thema geschrieben. Das Heft kann über die Webseite der YACHT nachbestellt werden.

Fortsetzung zu Teil 2 mit interessanten Ergebnissen: klick


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